Gedanken des Autors
Wie fasst man ein interessantes, facettenreiches, 66jähriges Leben einer der berühmtesten Frauen unserer Zeit in ein Theaterstück und bringt es, gerafft auf zwei Stunden Dauer, auf die Bühne? Anfänglich schien mir dies eine kaum lösbare Herkulesaufgabe. Insbesondere, als ich die spannende und sehr lesenswerte Biographie «Madame Curie», verfasst von ihrer Tochter Eve Curie, gelesen hatte. Marie Curies Leben war gespickt von interessanten Facts, Begegnungen, Freuden, Leiden, Errungenschaften, Erfolgen, Rückschlägen, Triumphen, Krankheiten, Liebe, Zuneigung, Trauer und Tod, die alle dem Autoren Stoff für stundenlanges Theater geliefert hätten. Unmöglich, das einem heutigen Publikum zuzumuten. Dieses Theaterstück sollte ja schliesslich keine Wagneroper werden.
Also galt für diese Arbeit der Slogan einer bekannten Automarke: «Reduce to the max!».
Eine Aufzählung von Ehrentiteln, wissenschaftlichen Preisen und Auszeichnungen, von physikalischen und chemischen Formeln und deren Herkunft, deren Auswirkungen, Schäden und Wunder-Wirkungen ist, wenn man Marie Curie gerecht werden will, unabdinglich, aber es ist halt kein Theaterstoff.
Theater soll uns mitnehmen auf eine Reise, soll uns mitleben, mitdenken, mitfreuen, mitfiebern, ja, mitleiden lassen. Darum steht in meinem Stück der Mensch, die Frau Marie Curie im Zentrum. Darum berichtet sie prominent aus ihrem Leben. Darum kommen ihre Gefühle, ihre Befindlichkeiten, ihre Freuden und Leiden in kurzweiligen Szenen auf die Bühne. Eine Bühne, so schlicht wie ihr Leben, eine Bühne so karg und bescheiden wie ihr Dasein als Studentin in Paris. Aber so reich an Emotionen, an persönlichen Geschichten und Erlebnissen, dass wir aus der Theateraufführung gehen und wissen, wer diese bewundernswerte Madame Marie Curie war.
September 2024, Ueli Bichsel, Autor