Pionierin/Nobelpreisträgerin/Fremde
Der 2010 gegründete Verein Theater am Tatort tritt regelmässig an ungewohnten, spektakulären Spielstätten auf und überzeugt durch qualitativ hochstehendes Theaterspiel. Hinter dem Namen «Theater am Tatort» stehen ein motiviertes Ensemble in wechselnder Zusammensetzung und ein initiatives Kreativteam mit einer professionellen Organisation.
Für die 9. Produktion des Theater am Tatort begeben wir uns alle zurück auf die Schulbank. Genauer, ins Auditorium des Berufsschulzentrums IDM Thun. Im Mittelpunkt dabei steht niemand geringeres als die international bekannte Pionierin Marie Curie, deren Errungenschaften unsere Welt bis heute prägen. Marie Curie war physikalisch-chemische Grundlagenforscherin und die Begründerin der Radiochemie. Dieses biografische Schauspiel zeigt die vielen Facetten von Marie Curie. Wer war sie wirklich? Wie ist sie zu dem geworden, was sie war? Was machte den Menschen Marie Curie aus? Wer und was waren ihr in ihrem Leben wichtig?
Gedanken des Autors
Wie fasst man ein interessantes, facettenreiches, 66jähriges Leben einer der berühmtesten Frauen unserer Zeit in ein Theaterstück und bringt es, gerafft auf zwei Stunden Dauer, auf die Bühne? Anfänglich schien mir dies eine kaum lösbare Herkulesaufgabe. Insbesondere, als ich die spannende und sehr lesenswerte Biographie «Madame Curie», verfasst von ihrer Tochter Eve Curie, gelesen hatte. Marie Curies Leben war gespickt von interessanten Facts, Begegnungen, Freuden, Leiden, Errungenschaften, Erfolgen, Rückschlägen, Triumphen, Krankheiten, Liebe, Zuneigung, Trauer und Tod, die alle dem Autoren Stoff für stundenlanges Theater geliefert hätten. Unmöglich, das einem heutigen Publikum zuzumuten. Dieses Theaterstück sollte ja schliesslich keine Wagneroper werden.
Also galt für diese Arbeit der Slogan einer bekannten Automarke: «Reduce to the max!».
Theater soll uns mitnehmen auf eine Reise, soll uns mitleben, mitdenken, mitfreuen, mitfiebern, ja, mitleiden lassen. Eine Aufzählung von Ehrentiteln, wissenschaftlichen Preisen und Auszeichnungen, von physikalischen und chemischen Formeln und deren Herkunft, deren Auswirkungen, Schäden und Wunder-Wirkungen ist, wenn man Marie Curie gerecht werden will, unabdinglich, aber es ist halt kein Theaterstoff.
Darum steht in meinem Stück der Mensch, die Frau Marie Curie, im Zentrum. Darum berichtet sie prominent aus ihrem Leben. Darum kommen ihre Gefühle, ihre Befindlichkeiten, ihre Freuden und Leiden in kurzweiligen Szenen auf die Bühne. Eine Bühne, so schlicht wie ihr Leben, eine Bühne so karg und bescheiden wie ihr Dasein als Studentin in Paris. Aber so reich an Emotionen, an persönlichen Geschichten und Erlebnissen, dass wir aus der Theateraufführung gehen und wissen, wer diese bewundernswerte Madame Marie Curie war.
September 2024, Ueli Bichsel, Autor


